Corona: Chancen und Herausforderungen im Ehrenamt
Die Corona-Pandemie ist das bestimmende Thema in 2020 und hat auch Folgen für das Ehrenamt. Darüber sprechen wir mit Jochen Rühle. Als Kreisbereitschaftsleiter lenkt er seit 2010 die Geschicke der ehrenamtlichen Arbeit im DRK-Kreisverband Kassel-Wolfhagen.

Die Bereitschaften bilden den größten und zugleich bekanntesten Einsatzbereich für ehrenamtliches Engagement innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes. Etwa 80 Prozent aller Ehrenamtlichen engagieren sich hier. Ob Hochwasser, Evakuierung nach einem Bombenfund oder länger andauernder Stromausfall: Wenn Teile der Bevölkerung Hilfe brauchen, fängt die Arbeit der DRK-Helferinnen und Helfer im Katastrophenschutz an. Ganz konkret heißt das: Sie errichten Notunterkünfte, kochen eine warme Mahlzeit und helfen ganz einfach dort, wo Menschen in ungewöhnlichen und unbequemen Lebenssituationen Hilfe brauchen. So stiftet das Deutsche Rote Kreuz gesellschaftlichen Zusammenhalt – ganz konkret und regional für die Menschen in der nordhessischen Region und auch darüber hinaus.
Kreisbereitschaftsleiter Jochen Rühle am Tag des Ehrenamtes über ehrenamtliches Engagement in Zeiten der Corona-Pandemie:
Ehrenamt in Zeiten von Corona – was hat sich verändert?
Wie in allen Lebensbereichen gilt auch im Ehrenamt Kontaktreduzierung als Mittel zur Eindämmung der Pandemie. Und so wurden alle ehrenamtlichen Aktivitäten, die ein Zusammentreffen von DRK-Helferinnen und Helfer erfordert, weitestgehend eingestellt.
Aber natürlich muss im Katastrophenschutz die Einsatzbereitschaft sichergestellt werden. Es gibt deshalb Aufgabenbereiche, die wir auch in Coronazeiten nicht vernachlässigen können. Einsatzfahrzeuge müssen gewartet werden, medizinisches Material und technisches Gerät müssen ständig überprüft, die Funktionalität sichergestellt werden. Hier arbeiten wir dann unter Beachtung der allgemeingültigen Hygieneregeln in Kleinteams von jeweils 2 Helfern.
Natürlich müssen wir auch weiterhin ausbilden. Die meisten Ausbildungsmodule werden derzeit online angeboten. Das funktioniert gut; wichtige Teile der Ausbildung lassen sich so gut erlernen.
Auf welche Aufgabenfelder hat die Pandemie unmittelbar Einfluss?
Mit dem Ausfall von Veranstaltungen, Konzerten und Sportereignissen mussten die Sanitätsdienste zu 100 Prozent eingestellt werden. Das schmerzt – auch finanziell. Durch den Ausfall der Sanitätsdienste fehlen bis zu 70 Prozent der Einnahmen. Geld, das für Ausbildung und Ausrüstung dringend gebraucht wird.
Einfluss hat die Pandemie auch auf die Motivation der Helferinnen und Helfer. Mit einem Ehrenamt sind immer auch wichtige soziale Kontakte verbunden. Hier trifft man sich, tauscht sich aus, verbringt gemeinsam Zeit. Wenn diese sozialen Kontakte plötzlich wegfallen, geht auch das Gefühl der Zugehörigkeit verloren. Es ist deshalb sehr wichtig, dass wir den Kontakt untereinander fördern. Wie in vielen anderen Bereichen auch, helfen uns hier Online-Meetings weiter. In Sachen Medienkompetenz sind wir seit der Corona-Pandemie noch besser aufgestellt. Aber auch Aufgaben, die in Kleingruppen zu erledigen sind, fördern die Gemeinschaft.
So ist Corona eben auch eine Durststrecke für das Ehrenamt – aber mit Anstrengung und kreativen Ideen meistern wir auch das.
Welche Vorkehrungen wurden getroffen, um das Risiko einer Ansteckung im Ehrenamt zu minimieren?
Erst mal gelten natürlich auch in der Ausübung eines Ehrenamtes alle allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln. Darüber hinaus haben wir mit erheblichem finanziellen Aufwand Schutzausrüstungen für die Rotkreuz-Helferinnen und Helfer gekauft.
Es gibt zahlreiche Dienst, die auch weiterhin ihre Leistungen erbringen, wie z. B. die Helfer-vor-Ort-Systeme und der Kriseninterventionsdienst. Wir haben hierfür ausgefeilte und angepasste Hygienekonzepte erarbeitet und können besondere Schutzausrüstung zur Verfügung stellen.
Auch die DRK-Rettungshundestaffel erbringt weiterhin ihre Arbeit. So muss ein Minimaltraining für die Rettungshunde aufrechterhalten werden, sonst geht das Erlernte verloren. Auch hier gilt: Trainiert wird unter Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften.
Sind in der Corona-Pandemie neue Aufgabenfelder entstanden?
In welchem Maße staatliche Stellen ggf. noch im Rahmen der Pandemie auf die Strukturen des Katastrophenschutzes zurückgreifen müssen, ist noch nicht klar. Ganz klar aber ist: Das DRK funktioniert auch in der Pandemie! Wir sind einsatzbereit.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass alle Helferinnen und Helfer im DRK engagiert weitermachen. Denn klar ist auch, Notfälle fordern auch in Zeiten von Corona gut ausgebildete Einsatzkräfte.
Deshalb ist es mir besonders wichtig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass auch neue, interessierte Helferinnen und Helfer herzlich willkommen sind. Wir sind da und freuen uns über Menschen, die Interesse an der Übernahme eines Ehrenamtes haben. Vielleicht können wir uns im ersten Schritt nicht persönlich kennenlernen aber wir begrüßen Euch online oder telefonisch genauso herzlich. Bei Interesse schickt eine kurze E-Mail an Ehrenamt(at)DRK-Kassel.de